Die Schlacht bei Hochkirch am 14. Oktober 1758
Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Michel, können wir Ihnen an dieser Stelle sein sehr schönes Video vom Biwak 2008 zeigen.
In unserer Museumsscheune kann man unter anderem auch dieses Diorama besichtigen. Hier sind entscheidende Schlachtszenen vom 14. Oktober 1758 nachgestellt.
Der Preußenkönig Friedrich der Große marschierte mit seinen Truppen nach der Schlacht bei Zorndorf nach Sachsen, um den
dort hart bedrohten Prinzen Heinrich zu entlasten. Er konnte die Österreicher unter dem bedächtigen Feldmarschall Daun erst aus ihrer
festen Stellung bei Stolpen heraus locken, als er sich gegen die Lausitz wandte, um die Österreichischen Nachschublinien Dauns zu bedrohen, die
aus Böhmen über Zittau und aus Niederschlesien via Bautzen heranmarschierten.
Daun nahm bei Löbau mit 65.000 Mann abermals eine feste Stellung ein. Friedrich II. lagerte mit 30.000 Mann ihm in geringer Entfernung
gegenüber in einer von Österreichern völlig beherrschten Position. Das Zentrum des preußischen Heerlagers erstreckte sich von Rodewitz bis hart
an Hochkirch heran und lag eingebettet oberhalb der Niederung, die sich zwischen Zschorna und Kohlwesa hinzieht.
Friedrich der Große hatte eingedenk seiner gefährlichen Lage vor, lediglich seinen Nachschub an Proviant, Munition und Futtermittel aus
Bautzen abzuwarten und in Richtung Osten zu marschieren, um einen Angriff auf das Österreichische Korps des Prinzen von Baden Durchlach in
der Nacht vom 14. zum 15. Oktober 1758 zu riskieren.
Der von Friedrich II. als 'Zauderer' unterschätzte Feldmarschall Daun kam ihm jedoch zuvor. Daun begann den gut vorbereiteten, von seinem
damaligen General Laudon empfohlenen Überraschungsangriff auf die Preußen bei Hochkirch bereits am 14. Oktober 1758 früh um 5:00 Uhr
zunächst auf deren rechten Flügel und eine zu seiner Deckung südlich von Hochkirch platzierten Batterie von 20 Kanonen.
Im überfallenen preußischen Lager herrschte große Verwirrung, noch in
den Zelten wurden schlaftrunkene Preußen zu Hunderten niedergemacht und
ihre große, die Dorfstraße beherrschende Artillerie-Batterie genommen.
Preußische Grenadiere wurden in einem der Sträßchen von Hochkirch, der
später nach den Ereignissen benannten 'Blutgasse' derartig eingekeilt,
dass die zwischen ihnen einschlagenden österreichischen Kartätschen aus
den soeben erbeuteten preußischen Kanonen einen wahren Blutstrom
erzeugten.
Zwar ordneten sich die preußischen Regimenter und versuchten
entschlossenen Widerstand zu leisten, jedoch undurchdringlicher Nebel
und Pulverdampf verhinderten jegliches Zusammenwirken. Feldmarschall
Keith setzte sich an die Spitze einiger Batallione, drängte die
Österreicher weit zurück und konnte auch die verlorene Batterie
kurzzeitig zurückerobern, doch die Übermacht war stärker. Die
Österreicher konnten nicht mehr aufgehalten werden, um 7:30 Uhr war
Hochkirch genommen und ging in Flammen auf.
Der im Zentrum gelegene Gottesacker wurde heldenhaft von einem
preußischen Batallion unter Major von Langen gegen eine 10-fache
Übermacht österreichischer Regimenter verteidigt. Gegen 10:00 Uhr hatten
sie keine Munition mehr, ihr Ausfall mit Bajonetten und Säbel ging im
Feuerhagel unter. Nur wenige dieser tapferen Helden überlebten und auch
Major von Langen wurde tödlich verwundet. Auch der Feldmarschall Keith
sowie der Prinz Franz von Braunschweig (ein Schwager Friedrich des
Großen) fielen im Kampf und Fürst Moritz von Dessau wurde tödlich
verwundet vom Gefechtsfeld getragen.
Friedrich, selbst leicht verwundet, zog den rechten Flügel auf die Höhe von Drehsa zurück. Ein neue Schlachtordnung gelang ihm nicht mehr, da auch der linke Flügel, insbesondere nach dem Verlust der bei Lauske gelegenen Geschützbatterie nicht mehr intakt war. Die Preußen zogen sich in ziemlicher Ordnung auf die eine Stunde vom Schlachtfeld gelegenen Kreckwitzer Höhen bei Doberschütz zurück. Die Schlacht ging mit einem Fiasko für die Preußen zu Ende. Ihrer völligen, wahrscheinlich sogar kriegsentscheidenden Vernichtung entgingen sie nur durch eine erneut wieder unverständliche Unentschlossenheit des österreichischen Feldmarschalls Daun
In dem nur kurze Zeit währenden Gemetzel verloren die Preußen 9.000 Mann an Toten, Verwundeten und Vermissten (was beinahe einem Drittel des Effektivbestandes der Armee entsprach), 101 Kanonen, 28 Fahnen, 2 Standarten, sämtliche Munitions-und Packwagen und den größten Teil der Feldzelte, die Östereicher 6.000 Mann, 10 Kanonen und 3 Fahnen. Die schlimmste Verwundung erhielt Friedrich der Große in Form der Verletzung seiner Eigenliebe. Keine andere Niederlage wurde jemals so direkt auf seine Irrtümer und Fehleinschätzungen zurückgeführt wie die bei Hochkirch.